Als am 20. April 1863 der Bürgermeister der Stadt Sayda - Herr Wehner zur Gründungsversammlung des geplanten Turnvereins ins "schwarze Ross" ging, konnte er nicht ahnen, das dieser Verein für die "Ausbildung und Abhärtung des Körpers" 150 Jahre alt werden würde.
Insgesamt 63 Unterschriften befinden sich auf der Originalgründungsurkunde die dem Vereinsarchiv noch heute vorliegt. War es damals Herr Wehner der den Vereinsvorsitz als erstes übernahm, so begrüßte im Jahre 2013 der aktuelle Vereinsvorsitzende Matthias Neubert die geladenen Ehrengäste, Sponsoren und zahlreichen Mitglieder des heutigen SSV 1863 Sayda e.V. in der Mittelschulturnhalle in Sayda.
Eggert Wagner führte an diesem Abend durch das Festprogramm, das mit der Kammermusikgruppe Bergkristall aus Freiberg umrahmt wurde. Die gut 170 anwesenden Gäste lauschten als erstes den ausführlichen Beschreibungen von Vereinsvorsitzenden Matthias Neubert zu. Dieser blickte in 45 Minuten auf die spannende und informative Vereinsgeschichte zurück.
Am Anfang bestand der Verein ja ausschließlich aus Turnerinnen und Turnern. Mit der Anschaffung von einfachen Turngeräten (Klettergerüst, Reck und Barren) verbesserten sich die Bedingungen des Sportvereins damals enorm. Die erste Vereinsfahne entsprang den filigranen Händen von Sportlerfrauen und wurde im Jahre 1865 hergestellt. Im Laufe der Jahre gab es so manchen Einschnitt oder Fortschritt für die stetig mehr werdenden Vereinsmitglieder. Unter anderem zwei Weltkriege, der größte finanzielle Tiefpunkt 1923 oder der Abriss von Sprungschanzen konnten dem heutigen Großverein nur kurz schaden.
Immer wieder waren es Mitglieder, Unterstützer oder technische Vorschritte die den Verein wieder aufleben ließen: ob Gründungen von Fußball-, Ski-, Tischtennis- und Volleyball-Abteilungen, Sportler bei Olympischen und deutschlandweiten Spielen. Immer war im SSV 1863 Sayda Spitzensport auf Kleinstadtniveau geboten. Den größten Mitgliedereinschnitt gab es 1946 auf Grund des Krieges. Derzeit sind 426 Mitglieder im SSV-Vereinsregister notiert. Matthias Neubert ließ es sich nicht nehmen auch auf zahlreiche lustige Episoden der Vereinsgeschichte einzugehen. Auch die finanzielle Entwicklung der 150 Jahre wurde kurz angeschnitten.
Von den Abteilungen des Spiel- und Sportvereins 1863 Sayda e.V. mit viel Liebe und Enthusiasmus gestaltet, zeigte die Ausstellung in den Räumen der Sport- und Begegnungs-stätte einen umfangreichen Einblick in die Entwicklung des sportlichen Lebens in der Bergstadt seit der Mitte des vorletzten Jahrhunderts.
Seit mehr als 8 Monaten haben insbesondere Edeltraud und Jürgen Richter sowie Peter Wanke und Peter Morsbachb> Archive und Chroniken durchforstet, Adressen ehemaliger Sportler ausfindig gemacht, sportliche Werdegänge zusammengestellt, Urkunden, Pokale, und Ergebnislisten gesichtet, Sportmaterialien und Kleidung gesammelt, Fotos und Schriftstücke gesichtet und vieles mehr.
In akribischer Kleinarbeit entstand eine ansehenswerte Schau, in der vor allem die mit Originalequipment ausgestatteten lebensgroßen Puppen ein wahrhaft sportliches Flair verbreiteten. So weist die Dame auf dem Rodelschlitten auf die Anfänge des Sportvereins als Turnverein hin, wo die Frauen der damaligen Zeit im Winter auch mal am Rodelhang zu finden waren. Eine Rarität stellt die Original-Startnummer von Rainer Dietel von den Olympischen Spielen in Squaw Valley aus dem Jahre 1960 dar, wo der gebürtige Saydaer Platz 17 in der Nordischen Kombination belegte- der Sprunganzug stammt von Bodo Süß. Aber auch der Blick in den Spielerkoffer von Rudi Schönherr zeigt, dass nicht alle alten Strümpfe im Müll landen müssen.
Auf den vielen Fotos, die von Edeltraud und Toralf Richter, Peter Wilke, Rainer Dietel, Angela Reichelt und von den Mitgliedern der Abteilung Fußball und Volleyball zur Verfügung gestellt wurden, konnten sich viele Ausstellungsgäste wiedererkennen und in Erinnerungen an vergangene Zeiten schwelgen.
Interessante Einblicke in den Leitungssport bot das Sportlerforum am 2. Abend des Bergfestwochenendes, das im Rahmen der Festaktivitäten "150 Jahre Sport in Sayda" organisiert wurde.
Ehemalige Leistungssportler mit bekannten Namen wie Rene Sommerfeldt, Weltcupsieger im Skilanglauf 2004 und Diana Sartor, Welt- und Europameisterin im Skeleton 2004 und Uwe Bellmann, Staffelbronzemedaillengewinner der WM von 1982 in Oslo und Einzelsiebenter bei den Olympischen Spielen 1984, sowie die derzeitig aktive C-Kaderathletin des Deutschen Skiverbandes Anne Winkler, der Leiter des Olympiastützpunktes Chemnitz/Dresden, Thomas Weise und der Stützpunktleiter Biathlon Peter Bachmann hatten ihr Kommen zugesichert.
Interessante Fragen zu ihrem Sport, aber auch zu ihrer Person stellte in kurzweiliger Folge die Moderatorin des Abends Tina Zemmrich, die selbst einst als aktive Skilangläuferin auf den schmalen Brettern trainierte. Dabei wurden sowohl sie als auch die befragten Gäste immer mal wieder mit spontanem Applaus der ca. 140 Zuhörer belohnt, wenn schlagfertige oder auch tiefgründige Antworten gegeben wurden.
Nachdem im zweiten Teil der Veranstaltung Fragen aus dem Publikum , z.B. an Rene Sommerfeldt als bekennender Dynamo Dresden Fan, was er von den Leistung der Mannschaft in den beiden letzten Spielen halte, beantwortet waren, ging das Publikum mit der Gewissheit nach Hause, einen informativen und interessanten Abend erlebt zu haben.